Brigitte Seidel - Ich warte am Jakobsbrunnen
Texte zur Auseinandersetzung
mit Rechtsextremismus, Rassismus
und zum Nah-Ost-Konflikt
Das Projekt möchte in einer neuen, zeitgemäßen Form auf der Basis
von kurzen Erzählungen Schü¬lern, Lehrern und politischen
Entscheidungsträgern Möglichkeiten eröffnen, sich mit
Rechtsextremis¬mus, Rassismus und dem Nah-Ost-Konflikt auf eine Weise
auseinanderzusetzen, die aufzeigt, dass Rechtsextremismus nicht erst
dann in Erscheinung tritt, wenn wir durch Gewaltexzesse damit
konfron¬tiert werden. Es will hinter Motive, Mechanismen und Strukturen
blicken, die sich schon lange davor innerpsychisch und intrapsychisch
entwickelt und manifestiert haben. Vor allem will es aufzeigen, dass es
bei Rechtsextremen nicht nur um eine gescholtene Randgruppe geht, die
es durch ihre Aktivitäten schaffen, sich in den Blickpunkt der
Öffentlichkeit zu stellen. Vielmehr handelt es sich bei
Rechtsextremismus und Rassismus um subtile Faktoren, die in uns allen
stecken und die es zu durchschauen gilt, um bewusst Akzente gegen
anti¬demokratische Entwicklungen setzen zu können.
„Emotionale Vaterlosigkeit“ – als Synonym für Iden¬titätsverlust,
Mangel an Verlässlichkeit, Sicher¬heit und Geborgenheit – steht für die
Autorin im Zentrum dieser Auseinandersetzung, in der sie auch
we¬sentliche geschichtliche Fakten berücksichtigt und Bezüge zu ihnen
herstellt. Damit weckt sie die für effektives Lernen unabdingbare
Neugierde von Jugendlichen und ermöglicht kreative eigene
Denk¬leistungen.
Ziel der Autorin ist es, den Jugendlichen von einer falschen
Kollektivschuld der Geschichte zu befreien und gleichzeitig dafür zu
sensibilisieren, warum aber gerade diese faschistischen Strukturen
jeder¬zeit wieder möglich sind. „Wir haben doch nichts mehr damit zu
tun“, eine viel geäußerte Meinung unter Jugendlichen, wird dadurch
relativiert. Denn alles beginnt in unseren Köpfen. Bestimmte Um¬stände
und (gesellschaftliche) Situationen begünsti¬gen entsprechende
Handlungsentscheidungen nur.