„Die Mauer ist weg, und wir leben noch“ - Kreiszeitung Wildeshausen berichtet über Premiere 'Mauerschatten'

Die Mauer ist weg - und wir leben noch

 

Dötlingen - Von Andreas Henseler

Am 13. August 1961 errichteten Bautrupps mitten in Berlin Straßensperren an der Sektorengrenze. Wenige Tage später begann der Bau der Mauer aus Beton und Ziegelsteinen. 50 Jahre später begegnen sich eine Ost- und eine Westdeutsche – Gunda und Hilde – im Hotel Adlon. Beide waren am Tag des Mauerbaus zur Welt gekommen. Jede will für sich allein ihren 50. Geburtstag feiern. Von dieser zufälligen Begegnung erzählt das Buch „Mauerschatten“ von Helga Bürster aus Dötlingen und Marianne Pump aus Berlin-Pankow. Am Freitagabend feierte es mit einer Autorenlesung vor rund 80 Gästen Premiere im Café im Heuerhaus in Dötlingen.

Marianne Pump, Alfred Büngen und Helga Bürster (v.l.) präsentierten am Freitagabend im Heuerhaus „Mauerschatten“. ·

Marianne Pump, Alfred Büngen und Helga Bürster (v.l.) präsentierten am Freitagabend im Heuerhaus „Mauerschatten“. ·

„Mit so vielen Besuchern hat keiner gerechnet“, freute sich der Leiter des Geest-Verlags in Vechta, Alfred Büngen, während seiner Begrüßung. Es sei aber auch ein besonderer Abend, denn zwei Frauen hätten sich mit einer Idee zusammengefunden und ein gemeinsames Buch geschrieben, was gerade in diesem Jahr richtig gewesen sei. Denn nicht nur die Mauer sei Jahrgang 1961: „Auch beide Autorinnen sind es. Ich danke ihnen für dieses Buch, denn es ist eine der skurrilsten Erzählungen, aber auch ein Roman.“

Unter dem Motto „Ost trifft West“ lasen die Autorinnen aus ihrem „gesamtdeutschen Werk“. In der turbulenten Geschichte über Gunda (Ost) und Hilde (West) erzählen sie die Erlebnisse beider Frauen mal luftig-locker, dann aber auch wieder tieftragisch. Sie handeln von Verrat und Zwangsarbeit, der Stasi und der westdeutschen Linken, von Snobismus, aber auch von innigen Küssen und der großen Liebe. Dabei nahmen Bürster und Pump das Publikum mit auf eine Achterbahnfahrt der Gefühle, so wie es der Verlagsleiter vorhergesagt hatte: „Sie werden Bauchschmerzen vom Lachen haben, und sie brauchen Taschentücher für die Tränen.“

Das Besondere an dieser Geschichte: Die Autorinnen verbindet durch ihre Arbeit eine deutsch-deutsche Annäherung. Wie ihre Hauptfiguren wurden sie im Jahr des Mauerbaus geboren; Marianne Pump in der DDR, Helga Bürster in der BRD. Wohl deshalb heißt es gegen Ende des Romans so treffend: „Wir haben Geburtstag. Wie die Mauer. Die wäre heute 50 geworden, wie wir. Der Witz ist: Sie ist weg, und wir leben noch! Wir sind noch da! Ist das nicht komisch?“

Nach der Premiere nahmen sich die Autorinnen Zeit und standen den Gästen ausführlich Rede und Antwort. Erhältlich ist „Mauerschatten“ unter anderem in den beiden Wildeshauser Buchhandlungen zum Preis von elf Euro.