Berne bringts: Barockkonzert „Les Passions de l'âme -- Die Leidenschaften der Seele" am Ostermontag in der Konzertkirche Warfleth (28. März)

Die Flöte dann bitte wie eine Rot-Kreuz-Schwester, die einen noch streichelt!" Ein Satz, zugeschrieben dem großen Nikolaus Harnoncourt, dem kürzlich verstorbenen Pionier historischer Aufführungspraxis Alter Musik, ein Satz, der gemahnen sollte an die Wahrhaftigkeit Alter Musik, ihre Fähigkeit zur Klangrede, ein Satz, einem die Ohren zu öffnen. Der Wahrhaftigkeit Alter Musik hat sich auch die Flötistin Elisabeth Champollion verschrieben, die am Ostermontag solo und mit zwei Gleichgesinnten in der Warflether Kirche Werke des Barock geben wird.

Champollion, ein Star der Szene, wurde geprägt durch ihr Studium in Bremen bei Dörte Nienstedt und Han Tol. In Lyon absolvierte sie am Conservatoire National Supérieur in der Klasse des legendären Pierre Hamon ein Masterstudium. Mit dem Boreas Quartett Bremen konzertiert sie seit 2007 zwischen Taiwan und Delmenhorst, Saarbrücken und Den Haag. Als Solistin gastiert sie mit früh- und hochbarockem Repertoire. Konzertreisen mit Ensembles und Orchestern führten sie zum MDR Musiksommer, zum Musikfest Bremen, zum Istanbul Festival, zum International Recorder Festival Taiwan und zum Premiere Performances Festival nach Hongkong.  2014 errang sie den Ersten Preis des Blockflöten-Solo-Festivals in Nordhorn, 2015 zusammen mit ihrem Ensemble Prisma den Ersten Preis des Internationalen Biber-Wettbewerbs St. Florian. Beim Tamis Förderpreis des Saarländischen Rundfunks wurde sie mit dem Boreas Quartett Bremen mit dem Esrten Platz und dem Publikumspreis ausgzeichnet. Dorothee Oberlinger, Blockflöten-Ikone und -Professorin, adelte Champollions Spiel als „unglaublich intensiv und rhetorisch" und der international gefeierte Dirigent Simon Murphy bejubelte gar „ihre einzigartigen Gaben als Flötistin  -- technische Hexerei, betörende Ausdruckskraft und Kreativität, emotionale Tiefe und Ursprünglichkeit, und all das dargeboten mit einer überaus einnehmenden Anziehungskraft und großem Flair". Für Warfleth hat sich die so Gelobte zusammengetan mit zwei anderen Meistern ihres Faches: dem Barockcellisten Christoph Harer, Mitglied verschiedener namhafter Barockorchester („Lautten Compagney", „Musica Alta Ripa" u.a.) und Cembalist Karl-Ernst Went, der neben seinem Mitwirken bei der  „Hamburger Ratsmusik" u.a. auf vielzählige CD-Produktionen und Rundfunkaufnahmen im In- und Ausland verweisen kann.

Barock, das war die Zeit der großen Spannungen, wie sie plastisch nachzulesen ist etwa in den Tagebüchern des Samuel Pepys, eines Königlichen Sekretärs aus dem 17. Jahrhundert. Der verfolgte vormittags vergnügt eine öffentliche Hinrichtung, speiste dann ausgiebig, machte seinen Spaziergang entlang einer von sterbenden Pestkranken gesäumten Straße, besuchte anschließend ein Konzert. um den Tag schließlich mit einem Seitensprung zu beenden. Tod und Trieb, Lust und Leid, Grausamkeit, Gottesgläubigkeit und. ja, auch das; Gefühligkeit  -- all dies trifft sich auch in der Musik jener Zeit, in der Musik, die heute. oft genug missverstanden, "Alte Musik" genannt wird, und für deren Vielschichtigkeit erst einer wie Nikolaus Harnoncourt uns die Ohren geöffnet hat. Champollion und Co. treten in seine Fußstapfen. "Les Passions de l'âme: Die Leidenschaften der Seele" heißt ihr Programm, "Trubel und Trauer, Leid und Leichtigkeit in der Barockmusik".

Für Warfleth hat man sich Telemann und Kuhnau vorgenommen, dazu Händel und Vivaldi, Corelli und Gabrielli, also nichts, was man nicht kennt oder nicht kennen könnte, aber alles, was  neu zu entdecken ist --  wenn es denn so gespielt wird wie Champoliion, Harer und Went es zu spielen pflegen. Champolliions Solostück ist übrigens auch so eine „Hexerei", eine völlig entfugte Follia, überschäumend an Verspieltheit und Tantaratei. Wetten, Sie hören die Rot-Kreuz-Schwester steppen?







Alle Daten in Kürze:
Barockkonzert „Les Passions de l'âme -- Die Leidenschaften der Seele" mit Elisabeth Champöllion, Flöte, Christoph Harer, Barockcello, Karl-Ernst Went, Cembalo -- Werke von Händel, Telemann, Vivaldi u.a.

Ostermontag, 28. März 2016, 18:30.
2 x ca. 45 Minuten plus Pause.

Konzertkirche Warfleth (Deichstraße 120, 27804 Berne-Warfleth)
Einlass eine Stunde vor Konzertbeginn. 
Parken: Bauernstraße.  Pausenbewirtung im Pfarrhaus

Eintritt 25,00 Euro (Schüler, Studenten; Erwerbslose und Geburtstagskinder frei). Die Platzvergabe erfolgt nach Bestelleingang.
Kartentelefon und Infos: Reinhard Rakow.
tel. 04406-920046 und berne-bringt@t-online.de.