Christoph Katz - Ode an den Schlaf

Ode an den Schlaf


Was wäre schöner als der Schlaf? –
gesetzt, dass man sich wohlig strecken
und in die Kissen kuscheln darf,
bis dass die Vögel einen wecken.

Ach, wunderschön: das letzte Tappen
von nackten Füßen auf den Dielen.
Man hört ein leises Türenklappen
und alles schweigt. Nur Winde spielen

Verstecken um das dunkle Haus,
das eben noch erfüllt von Leben.
Dann spannen wir die Flügel aus
und lassen uns in Sphären heben,

die uns’rem Zugriff sich verschließen,
wie sehr wir uns auch immer mühen.
Die Fantasie, die wir verstießen,
hat uns die Hybris längst verziehen,

spielt mit dem Unbewussten Ball.
Und jener Zeit der großen Zeichen,
vor des Bewusstseins Sündenfall,
kannst du jetzt beide Hände reichen.

Sag, welche Welt ist die reale?
Wo bleibst du? Wo gehörst du hin?
Was ist der Kern? Was ist die Schale?
Dein Schlaf nimmt alle Fragen hin.