in der Arbeit: Brückenprojekt 'Nationalsozialismus in Vechta'
In die Fertigstellung des Romans geht nun das Brückenprojekt Vechta. Hier ein erster kleiner Auszug.
Einige Jahre nach dem Geschehen, hat Waltrauds Schwester, Waltraud ist eine der jugendlichen Protagonisten dieses Buches, eine eigene Familie gegründet. Beim Spiel findet ihre Tochter auf dem Dachboden ein altes Familienfoto, auf dem die Großeltern mit ihrer Mutter und noch einem Kind zu sehen sind.
„Wer ist das alles auf diesem Foto“, fragt die Tochter ihre Mutter, die gerade in der Küche beschäftigt ist.
„Na, wo hast du denn das Foto gefunden?“
„Auf dem Dachboden.“
„Zeig mir das Bild einmal! … Das hier bin ich, Siehst du? Das hier ist der Großvater und das ist die Großmutter. Und das hier ist deine Tante Waltraud, die andere Tante und dein Onkel.“
„Meine Tante Waltraud. Aber du hast mir nie von ihr erzählt. Das ist doch deine Schwester.“
„Naja … Weißt du … Ich habe einfach nie die passende Gelegenheit gefunden. Und ich weiß auch nicht, wie ich dir das erklären soll, was passiert ist.“
„Wie, was passiert ist?“
„Na ja, was damals passiert ist …
„Ich möchte aber gerne wissen, was passiert ist …“
„Also gut. ich will es versuchen … Deine Tante hieß also Waltraud. Sie war immer das Lieblingskind von deinem Großvater. Sie hatte Asthma und war oft auf Kur. Zu Hause auf dem Hof konnte sie immer wenig helfen wegen ihrer Erkrankung. Ständig war sie so bei ihrer Freundin Karin. Wir hingegen mussten immer zu Hause bleiben und auf dem Hof arbeiten. Wir kamen nie woanders hin und hatten auch keine Zeit für unsere Freundinnen und Freunde. Ich war immer sehr neidisch auf sie. Und dann man jene Nacht, in der sie abgeholt wurde …“
Die Tochter schaut ihre Mutter fragend an. „Abgeholt wurde? Was meinst du denn damit?“
„Also, an einem späten Nachmittag klingelte es an der Tür. Da stand ein großer Mann mit schwarzem Hut und langem Ledermantel. Er sagte, er wolle Waltraud zu ihrem Schutz in ein Jugendlager bringen. Und das es ihr dort mit ihrer Behinderung viel besser gehen würde als hier … Waltraud schrie, sie weinte und versuchte wegzulaufen. Ich wusste nicht, warum. Ich habe nur dagestanden und sie verständnislos und leicht mitleidig angeschaut. Seit diesem Nachmittag habe ich sie nicht mehr gesehen. Irgendwie kam dann die Nachricht, dass sie verstorben ist …“
Während dieser Worte kann sie ihre Tränen nicht mehr zurückhalten. Ihre Tochter schaut sie irritiert an.
„Mama, aber was ist den passiert? Wieso ist sie gestorben?“
„Ich weiß es nicht. Vielleicht ist sie verhungert, erfroren oder hatte eine Krankheit … Ich weiß es nicht. Vielleicht wurde sie sogar umgebracht.“