Dieter Krenz: Das Kind besucht Lindi. Für uns vergeht die Zeit manchmal viel zu schnell. Aber Kinder sehen das anders -

 

Lindi, die vor Wochen die Geschichte um ein geheimnisvolles Fenster erzählt hatte, war auch krank. Zwei Wochen musste sie zu Hause bleiben. Schön, dass das Kind sie nun besuchte.

Was ist dein größter Wunsch?, fragte es.

Ich wünsche mir, dass die Zeit schneller vergeht, antwortete Lindi.

Das verstehe ich, entgegnete das Kind. Wenn man krank ist, schleicht die Zeit.

Und wenn man die Uhr vorstellt, vergeht die Zeit auch nicht schneller, jammerte Lindi.

Stimmt, lachte das Kind, das habe ich früher aber geglaubt. 

Das Kind dachte nach. Irgendwie musste es Lindi aufmuntern:

Ich hab eine Idee. Im Moment protestieren doch viele Menschen gegen irgendetwas. Wir demonstrieren gegen die langsame Zeit.

Und wie willst du das machen? Ich darf ja nicht auf die Straße hinausgab Lindi zu bedenken.

Schon richtig. Aber wir können die Demo schon vorbereiten. Und dazu gehören Schilder mit guten Sprüchen, sagte das Kind.

Das ist super! - Mama, rief Lindi, bringst du und mal bitte die dicken Filzstifte und ein paar große Kartons!

Die Mutter erschien in der Türe: Was wollt Ihr denn machen?

Wir demonstrieren... gegen die langsame Zeit, sprachen beide Kinder gleichzeitig.

Die Mutter schüttelte den Kopf, tat aber, worum Lindi sie gebeten hatte. Die sollte ja wieder gesund werden.

Als die beiden Kinder Karton und Stifte hatten, begannen sie sich Sprüche auszudenken:

Schneller, Zeit! - Schneller, Zeit... Wir fordern eine schnellere Zeit  ...Gib Gas, du lahme Zeit! ...

Dabei kamen die zwei nicht mehr aus dem Lachen heraus - und merkten nicht, dass es draußen schon dunkel geworden war.

Es ist spät. Ich fahre dich heim, sprach Lindis Mutter. Deine Mama hat nämlich angerufen und nach dir gefragt.

 

Kommst du morgen wieder?, fragte Lindi. Dann haben wir mehr Zeit.