Dieter Krenz - Erzählungen in der Isolation - der elfte Tag (Literatur in schwierigen Zeiten)

der Nachmittag des elften Tages. Es erschien Leo, ein großer Junge mit vielen Sommersprossen im Gesicht. Weil er die Sonne nicht so gut vertrug, hatte er immer eine rote Baseballkappe auf.

Ich erzähle Dir von der Windhose, sagte er. Ich bin ja viel mit meinem Tretroller unterwegs. Letzte Woche war ich auf einem betonierten Feldweg. Da war es ganz schön windig. Weil es wochenlang nicht geregnet hatte, wirbelte der Wind viel Staub von den Äckern auf. Plötzlich war auf dem Weg ein paar Meter vor mir eine Windhose. Ich wusste, was eine Windhose ist. Ich hatte sie schon einmal gesehen. Es ist aber eine Hose, die nur ein Bein hat. (Das kranke Kind lachte.) Die Windhose war etwa so groß wie ich. Ich fuhr auf sie zu, da bewegte sie sich von mir fort. Ich hinterher. Nach einer Weile hielt sie an und kam jetzt auf mich zu. Ich drehte um und versuchte schnell von ihr wegzukommen. Als ich mich kurz umdrehte, stoppte die Windhose. Ich fuhr wieder vorsichtig auf sie zu. Da wurde der Wind stärker. Die Windhose wurde immer schneller und düste auf dem Feldweg davon. Ich verfolgte sie mit meinen Augen. Aber als sie den Waldrand erreichte, war sie verschwunden.

Findest Du einen Namen für die Windhose?