ZDF 8.4.23 im heute journal: Bericht über russische Touristen in Thailand:
„Wir waren unsicher, wie uns die Menschen im Ausland begegnen.
Wir sind davon ausgegangen, dass es schwierig wird. Dass man uns Fragen stellt. Fragen, auf die wir keine Antworten haben.
Was ist, wenn wir auf Ukrainer treffen?“
Äußerungen eines jungen Russen nach der Ankunft in Phuket.


Urlaubsbekanntschaft

Juri war nicht wirklich überrascht. Er hatte schon vorher befürchtet als Russe auf Ukrainer zu treffen – hier auf Phuket. Nun stand wirklich einer am Tresen der Strandbar. Ein älterer Mann. Der Akzent war ihm aufgefallen.

„Hoffentlich spricht er mich nicht auf den Krieg an“, dachte Juri.
Während er wartete, überlegte er, was er sagen konnte.
Er wischte sich die Schweißperlen von der Stirn.

Der Ukrainer bezahlte, nahm das Tablett mit Getränken und Snacks und drehte sich um.
Ihre Blicke trafen sich.
Juri sah zu Boden. Dann ging er an die Theke und gab seine Bestellung auf.

Er schaute nicht nach hinten. Der Ukrainer war noch da; er fühlte es. Er brauchte Antworten, wenn der Mann ihn tatsächlich fragte.
 „Ich komme aus Moskau. Ich habe den Krieg nicht angefangen. Ich mache hier nur Urlaub“. - Ja, in der Art vielleicht.

Seine Cocktails waren fertig. Er nahm sie, drehte sich um. Vor ihm stand nicht der Ukrainer, sondern eine Urlauberin mit Sonnenbrille.
Juri war erleichtert. Er ging zum Liegeplatz mit dem großen Sonnenschirm.
Als er näher kam, hörte er seine und eine andere Frau reden.
Besuch im Urlaub – eine nette Abwechslung.
Im Schatten saß ein älteres Paar – der Ukrainer von der Strandbar und seine Frau.
Das sind Artem und Ana aus Kiew, sagte Juris Frau. Stell Dir vor – sie wohnen sogar im selben Viertel wie Onkel Maxim.