Ergreifende Buchpremiere am gestrigen Abend im Café Spitzboden: Wenn die Dämmerung den Tag umfängt

Eine ergreifende Buchpremiere gab es am gestrigen Abend im Café Spitzboden in der Osnabrücker Lagerhalle.

Anne Koch-Gosejacob stellte ihr neues Buch 'Wenn die Dämmerung den Tag umfängt' vor. Die mehr als 80 Zuhörer im Café Spitzboden waren ergriffen über die Texte, die eine Aufarbeitung der Zeit der Autorin mit ihrer an Parkinson/Demenz erkrankten Mutter beinhalten.

Verlagsleiter Alfred Büngen führte in die Veranstaltung ein und machte auf die Dimension der Thematik aufmerksam. Mehr als 1,2 Millionen Menschen leiden bereits an der Demenz-Erkrankung und jährlich kommen etwa 250.000 Fälle hinzu. Und das bei einer Gesellschaft, bei der die familiären und gesellschaftlichen Sozialstrukturen immer mehr verloren gehen.

Die Autorin und Verlagsleiter Alfred Büngen lasen abwechselnd kurze Abschnitte aus dem Buch. In ihnen wird die Belastung der Familienangehörigen bei der Pflege deutlich. Die Erkrankung kommt schleichend, trifft die Angehörigen unvorbereitet, führt zu ungeheuren Belastungen. Im konkreten Beispiel wird die Beziehung zwischen Mutter und Tochter etwa neu definiert, für Erkrankte und Pflegende eine grundlegende Veränderung.

Die tiefe Betroffenheit im Publikum zeigte an, dass fast alle Menschen in der Zwischenzeit Erfahrungen im Umgang mit Erkrankten haben. So wurde in den Pausen unendlich viel über Erfahrungen gesprochen. Hier liegt sicherlich auch die besondere Aufgabe des Buches: Betroffene Familienanghörige zu ermuntern, über ihre Erfahrungen zu reden, zu merken, dass man nicht alleine steht.

Wenn die Dämmerung
den Tag umfängt
Mit einem Vorwort der
Deutschen Parkinson Vereinigung e. V.
Geest-Verlag 2010
ISBN 978-3-86685-244-0
ca.22o Seiten, 12 Euro

Die Tochter, selber inzwischen Rentnerin, wird plötzlich vor die Aufgabe gestellt, ihre an Demenz und Parkinson erkrankte Mutter zu pflegen und sie bis zu ihrem Tod zu begleiten. Konflikte und Probleme machen den Familienangehörigen zu schaffen. Psychischer Druck und Aggressivität der Mutter verletzen, unerwartete Nähe ist beglückend.
Wer war die Frau, die ihre Mutter ist? Die Tochter versucht, dies in kurzen Rückblenden und Geschichten zu ergründen.
Ein Buch, in dem sich viele Menschen, die in vergleichbare Situationen geraten sind, wiedererkennen werden. Ihnen wird das Buch Orientierungshilfe sein, die Verfassung des Erkrankten, aber auch von sich selber und anderen Familienangehörigen zu verstehen. Bewusst ist es nicht als Fachbuch gehalten, vielmehr als einfühlsamer Erzähltext geschrieben, in dem sich die unterschiedlichen Gefühls- und Erlebniswelten spiegeln und so verstanden werden können.