Erika Heyde: Zwischen wohlig und wehmütig. Menschliche Facetten (In der lektoralen Arbeit)
Erika Heyde
Zwischen
wohlig und wehmütig
Menschliche Facetten
Geest-Verlag 2019
Gedächtnis
Sie, weißhaarig, verwitterte Züge, hockt steif allein am Tisch.
‚Wie war das noch? Wie hieß mein Erster? Wilhelm – oder war es Friedrich? Komisch, im Gedächtnis-Nebel tauchen Fetzen auf. War er von kräftiger Statur, groß oder schmal und klein? Wenn ich grübele, wird mir schwindelig, Karussell dreht sich.
Wer sind die Leute auf der Kommode? Haben sie mit mir zu tun? Wer kommt zur Tür herein, ist es Verwandtschaft? Fühle mich so hilflos im Drehnebel.‘
Fremde Gestalt fragt: „Mutter, willst du essen?“
‚Macht der sich lustig über mich? Jetzt serviert er eine Mahlzeit. Wie heißt das Tier mit der Gräte und dem Schwanz auf dem Teller?
Kommt aus dem Meer. Fi…, Fi... Komm nicht drauf. Meer ..., möchte eintauchen, vergehen, nicht mehr grübeln.‘
Im Sitzen haucht sie ihr Leben aus, schwimmt nun wohl im Meer des Vergessens. Ihre Züge sind entspannt.