Hoffnungstexte: Denise Regin: Hoffnungslos voller Hoffnung

Hoffnungslos voller Hoffnung

Der Wind ist heute besonders kalt.
Er weht wie verrückt,
scheucht die Blätter durch die Straßen.
Es ist menschenleer.
Schaut man in die Fenster, sieht man,
wie die Menschen mit einer Tasse Tee
in der Hand vor dem Kaminfeuer sitzen.
Auch sie frieren.
Doch es ist eine andere Kälte.
Denn mein Herz ist gefroren.
Hoffnungslos verloren?
Der Wind pustet mir eiskalte Regentropfen ins Ge-sicht.
Ich schlinge meine Arme noch enger um mich.
Das Eis in meinem Herzen fühlt sich an,
als würde es mein Blut mit jedem Schritt,
den ich gehe, gefrieren, Eis,
das meine Adern heraufwandert.
Bin ein Gefangener in dieser Welt ...
auf der Flucht vor der Realität.
Suche Zuflucht vor den Problemen.
Vor dem Alltag.
Dem Druck der Gesellschaft.
Oder ...
Vor mir selber?
Meine Gedanken.
Das Wetter hier draußen war ein Fliegenschiss im Universum,
vergleicht man es mit dem Unwetter in meinem Kopf.
Der Kopf zu voll, das Herz zu leer.
Oder doch ein zu leerer Kopf und ein zu volles Herz?
Zerstörerische Macht der Gedanken.
Immer wieder diese Bilder, diese Namen.
Werde ich je vergessen können?
So viele Fragen und keine einzige Antwort.
In Hoffnung geboren oder von Anfang an darin verlo-ren?
Ich bleibe stehen, schaue gen Himmel.
Der Regen läuft meine Wangen entlang.
Es fühlt sich zu lebendig an für Hoffnungslosigkeit.
Jedoch ist es zu düster für Hoffnung.
Ich schließe die Augen.
Atme ein. Aus.

Denise Regin (19 Jahre)