Irene Ulrich-Leimbach - Selbsthilfe

Selbsthilfe


Draußen tobte ein Herbststurm. Der Wind schien die Bäume überwältigen zu wollen. Aber die hatten sich zu überwintern entschlossen und gaben ihre Blätter bereitwillig hin.
Ihr war kalt. Das leere Büro schien trostlos. Als sie eine der auf dem Schreibtisch gestapelten Akten aufschlug, war ihr, als verwandelten sich die raschelnden Geräusche des umgeblätterten Papiers in kleine, spitze Lustschreie.
Ein lang gezogenes Stöhnen kam aus der hinteren Zimmerecke und füllte nach und nach in sanften Wellen den Raum. Eine wohlige Wärme nahm sich langsam ihres Körpers an und rötete die Wangen. Sie knöpfte ihre Jacke auf. Ein mildes Licht drang durch das Fenster. Sie seufzte und fühlte seinen Blick, weich wie Meeresschaum, der sich tief in ihrem Bauch entlud.
Sie griff zum Stift. In dem Verlaufsbericht war zu lesen, dass es dem Klienten gelungen sei, eigene Kräfte zu aktivieren und sich selbst über die depressiven Phasen hinwegzuhelfen.