Jenny Schon - Herbst allüberall

Jenny Schon
Herbst allüberall


Wenn die Farben sich entbleichen
Die einst bunten Balkone tiefes Grau erreichen
Müdigkeit aus blassem Licht entweicht
Hat der Herbst seinen Höhepunkt erreicht

Es ist eine Schläfrigkeit in der Welt
Keine Kinder schreien auf der Rutsche
Glitschige Blätter liegen auf dem Feld
Eingemottet steht die Hochzeitkutsche                                  

Im Stall. Der Bauer hat das Stroh gehortet
Die Kühe stehen gelangweilt rum
Der Siebenschläfer hat sein Loch geortet
Hungert und schläft sich sieben Monate dumm

Was gibt es noch zu berichten?
Die Drachen fliegen nicht im Sturm
Köln wird bewohnt von Wichten
Und hat den höchsten Turm

Auch andere Städte können punkten
Ulm zum Beispiel und auch Berlin
Wo vom Fernsehturm einst unkten
Ulbricht und seine Genossen und in-

nen Der Sozialismus ist die Marge
Doch am Ende kam es anders als man denkt
Die Wirtschaft war am Arsche
Das Volk vom Kapitalismus abgelenkt

All das und noch viel mehr
Kommt an den dunklen Tagen hoch
Man hat viel Zeit langweilt sich sehr
Die Psyche fällt ins tiefe Loch

Und dann man glaubt es kaum
Ist auch der dunkle Herbst zu Ende
Heller Kerzenschein erfüllt den Raum
Die Menschen schütteln froh die Hände

Warum? Das müßt ihr selbst erraten….