Jos F. Mehrings 'Niemand hat die Absicht' - tolle Rezension

Das Sauerland und seine zahlreichen Talsperren war offenbar eine sprudelnde Inspirationsquelle für den Richter a. D. und emeritierten Jura-Professor Jos F. Mehring, der mit „Niemand hat die Absicht“ seinen ersten Roman veröffentlicht hat. Wer sich halbwegs in deutsch-deutscher Geschichte auskennt, der wird den Wortlaut des Titels ohne große Probleme dem damaligen DDR-Staats- und Parteichef Walter Ulbricht zuordnen können, der sie im Jahre 1961 um „eine Mauer zu errichten“ erweiterte. Die Wahrheit zeigte sich gerade einmal zwei Monate später … Diese gewichtigen Worte fallen in Mehrings Romandebüt
zeitgleich zu jenen Ulbrichts auch im Sauerland, genauer gesagt in der (fiktiven) Gemeinde Malve, wo Bürgermeister Heinrich Kollmann wie ein kleiner Sonnenkönig herrscht und auf seinem gutgehenden Hof samt Vorzeigefamilie ein zufriedenes Leben führt. Das Glück aber zerrinnt ihm in den Händen, privat, aber gerade auch als geachteter Vorsteher der Gemeinde, denn ein von der Landesregierung in Düsseldorf geplanter Talsperrenbau soll das Malver Idyll unter Wasserfluten begraben. Kollmann flüchtet: in einen kleinen Kotten nahe seines geliebten Dorfes, ins innere Asyl, in Schweigen und philosophische Träume. Eine Geschichte mit herrlich tragikomischen Zügen, voller Sprachwitz und Melancholie. Eine Mischung, die offenbar bestens ankommt, denn der Roman ist bereits kurz nach Erscheinen in die zweite Auflage gegangen.
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