Leser sprechen dem Buch von Barbe Maria Linke 'Auszug' besondere Bedeutung zu
"Dreißig Jahre nach der Wiedervereinigung Deutschlands, fällt mir ein neues Buch in die Hände, das beschreibt, wie emotional bedrückend es ist, aus der DDR unfreiwillig in den Westen abgeschoben worden zu sein. Die Autorin beschreibt authentisch, wie fremd man sich unvermittelt in einem Land fühlen kann, in dem zwar dieselbe Sprache gesprochen wird, aber Vertrautheiten - wie Geborgenheit, Freunde, gemeinsame rituelle Gesprächsabende, und ja, auch Landschaften – plötzlich ungewollt im Nichts verschwinden. Durch eine List gelingt es der Protagonistin, mit einem Visum, das eigentlich nur für einen Besuch der Leipziger Messe gültig ist, sich für einige Augenblicke in ihr altes Leben zurück zu bringen.
Ein wunderbares, sprachgewaltiges Buch, welches ein zum Scheitern verurteiltes System, seiner Unmenschlichkeit entlarvt."
Ein Leserbeitrag
Barbe Maria Linke
Auszug
Eine Reisebeschreibung
Geest-Verlag 2010
Klappbroschur
ISBN 978-3-86685-785-8
172 S., 13,80 Euro
„Sprechen, unzensiert schreiben können. Das ist es, was zählt."
Im Mittelpunkt des Romans steht Mira Roth, die mit ihrem Mann Carl und ihren Kindern 1983 die DDR als Dissidentin nach Westberlin verlassen musste.
Es blieb die Sehnsucht, der Traum, den Exilanten und Ausgebürgerte aus allen Ländern träumen: Noch einmal zurückzufahren, dahin, wo das abgebrochene Leben spielte, in die Landschaft, zu Freunden und Weggefährten.
Scheitert der Versuch, die Grenze zu überwinden? Oder kann eine Begegnung trotz Einreisesperre stattfinden?
Mira Roth wagt das Abenteuer, überlistet den Sicherheitsapparat, nimmt den Leser mit zu ihren Freunden.
„Wir waren jung. Das Leben war auch in der DDR bunt. Und schön. Und vor allem intensiv.“
Ein Panorama jener Jahre wird sichtbar, eine stickige, dennoch farbenreiche Welt. Das Leben in einer Diktatur, in der Laure, Miras Freundin, neunzehnjährig ins Gefängnis kommt.
Fragen bleiben: Hält Freundschaft die Trennung durch Grenzen aus? Wie ist es, sich fremd im eigenen Land zu fühlen?
Eine Reisebeschreibung äußerer und innerer Landschaften. Ein Roman von bedrückender Aktualität, der in seiner formalen Experimentierfreude der Vielschichtigkeit des inhaltlichen Ansatzes entspricht.
Barbe Maria Linke
in Pommern, im heutigen Polen, geboren, in der DDR aufgewachsen und zur Schule gegangen. Sie konnte, nachdem verschiedene politische Widerstände überwunden waren, an der Humboldt-Universität in Ost-Berlin Theologie studieren.
Die erste Pfarrstelle, in der ihr Mann Dietmar Linke und sie arbeiteten, war Meinsdorf-Wiepersdorf. Wiepersdorf ist bekannt durch die Dichterin Bettina von Arnim, die Frau, die an Goethe und an den König schrieb. Nach dem 2. Weltkrieg wurde das Gutshaus der Arnims, ein Aufenthaltsort für Kulturschaffende der DDR.
Hier lernt sie Maxie und Fred Wander kennen. Diese Freundschaft hat sie geprägt.
Politisch tätig war sie in den Gruppen Frauen für Frieden. Und Friedenswerkstatt Ost-Berlin.
Im Dezember 1983 wurde die Familie aus der DDR ausgebürgert.
In West-Berlin war es Jürgen Fuchs, mit dem sie nicht nur die politische Arbeit verband. Er war es, der forderte: Schreibst du, Barbe! Es geht um Wahrnehmung, sagte Fuchs, um das genaue Beobachten von dem, was geschieht, hier und anderswo.
Barbe Maria Linke lebt in Berlin, schreibt Gedichte, Essays, Erzählungen, Romane.
Sie sagt: Den Gedanken eine Form geben. Sie einfangen, wie einen Fisch. Den Fisch füttern, um ihn frei zu lassen.