Manfred Cibura - ein wundervoller Tag für Menschen, ein trauriger Tag für die Sprache

Ja, ein historischer Tag für unser Land und ein wundervoller Tag für die Menschen, aber ein trauriger Tag für unsere Sprache.
Der Mensch ist ein wundervolles Geschöpf. Menschen sind aber nicht gleich. Es gibt Frauen und Männer und auch dies ist wunderbar.
Zurecht kämpfen wir für die absolute Gleichberechtigung der beiden Geschlechter, die auch unser Grundgesetz garantiert.
Und doch: Trotz aller Gleichberechtigung unterscheiden wir in unserer Sprache zwischen Frauen und Männer, Mädchen und Jungen, Mutter und Vater und geben jedem Menschen einen Namen nach seinem Geschlecht.
Menschen unterscheiden sich nicht nur. Sie lieben sich, vertrauen einander, übernehmen Verantwortung und binden sich ein Leben lang.
So wie jeder Mensch ein Wunder ist, ist auch jede Partnerschaften etwas Wundervolles. Partnerschaften sind aber nicht gleich.
Frauen und Männer finden sich in Partnerschaften, lieben sich und übernehmen Verantwortung für ein ganzes Leben.
Frauen und Frauen lieben sich, werden Partner fürs Leben und übernehmen Verantwortung füreinander.
Männer und Männer werden Partner fürs Leben, umsorgen und lieben sich.
Auch hier streben wir zurecht die absolute Gleichberechtigung für alle Partnerschaften an und heute ist ein historischer Tag, an dem eine letzte Ungleichheit beseitigt wurde. Auch Frauen und Frauen sowie Männer und Männer dürfen für Kinder Verantwortung übernehmen.
Und doch stimmt mich dieser Tag ein wenig traurig: Unsere Sprache sollte für Dinge, die wir gleich behandeln, die aber nicht gleich sind, unterschiedliche Worte finden dürfen. In der Vielfalt unserer Sprache spiegelt sich unser buntes und wundervolles Leben wider. Immer wieder entwickeln sich Dinge in unserer Welt, immer wieder entsteht etwas Neues und immer hat unsere Sprache die Kraft, hierfür einen eigenen, unverwechselbaren Namen zu finden, heute leider nicht.

Manfred Cibura