Presse berichtet über Premiere der Anthologie 'Sei Mensch, hab Herz', die regionale Anthologie der 8. Berner Bücherwochen
Autoren stellen Lesebuch für Region vor
LEB - „Regionale Anthologie“ im Rahmen der Berner Bücherwochen entstanden
Präsentierten die „Regionale Anthologie“: (von links) Andrea Naber, Reinhard Rakow, Alfred Büngen, Dieter Kohlmann, Helga Bürster, Karin Pieper und Karin Logemann. BILD:
MOORBEK/LANDKREIS/WESERMARSCH. (LD) Zur Premiere des „Lesebuchs für die Landkreise Oldenburg und Wesermarsch“ fanden sich im heimeligen Ambiente der Diele auf Gut Moorbeck an die 90 Literaturinteressenten ein, darunter zahlreiche der im Buch vertretenen Autoren und Autorinnen sowie Vertreter der Ländlichen Erwachsenenbildung (LEB) und der Politik.
550-Seiten starker Band
Das Buch entstand im Rahmen der Berner Bücherwochen, die seit 2008 zum Ziel haben, Menschen fürs Lesen und Schreiben zu begeistern, unter anderem mittels Schreibwettbewerben. Neben einer dank weltweiter Ausschreibung international bestückten Anthologie entsteht dabei seit 2009 alle zwei Jahre auch ein Regionallesebuch als Gemeinschaftsprojekt mit der LEB, bisher mit deren Kreisarbeitsgemeinschaft (KAG) Wesermarsch. Erstmals ist nun für die achte Auflage der Teilnehmerkreis auf den Landkreis Oldenburg und angrenzende Regionen ausgedehnt worden. Zu dem einem Aufsatz des Schriftstellers Erich Mühsam entlehnten Motto „Sei Mensch, hab Herz!“ reichten mehr als 300 Schreibende Texte ein; circa 100 davon schafften es ins Buch. Herausgekommen ist ein im Geest-Verlag Vechta veröffentlichter 550-Seiten-Band mit dem Titel „Sei Mensch, hab Herz! – Regionale Anthologie der Landkreise Oldenburg und Wesermarsch zu den 8. Berner Bücherwochen“.
Karin Pieper, Leiterin des Regionalbüros der LEB Weser-Ems Mitte, hob hervor, dass man mit dem Projekt erfolgreich Neuland betreten habe. Die Vorsitzenden der KAGen der Landkreise, Andrea Naber für Oldenburg und Dieter Kohlmann für die Wesermarsch, lobten Ideenreichtum und Kreativität, und Helga Bürster, Leiterin der Schreibwerkstätten, zeigte sich stolz und erfreut ob der Qualität der Beiträge. Karin Logemann (SPD) vom Vorstand der Oldenburgischen Landschaft betonte die Bedeutung der Buchprojekte für das Kulturleben der Region. Alfred Büngen schließlich, Leiter des Geest-Verlages, appellierte an Gäste und Politik, die Rolle des Buchs und der Literatur für Bildung und Demokratie wertzuschätzen.
Erlebtes und Erfundenes
Moderiert von Reinhard Rakow, Initiator und Organisator der Berner Bücherwochen, präsentierten in fünf Blöcken jeweils vier bis fünf Autorinnen und Autoren ihre eigenen Texte oder auch die verhinderter Kollegen. Die Herkunftsorte der Vortragenden deckten das Gebiet von Schortens in Friesland bis Wildeshausen ab, das Altersspektrum reichte von 29 bis 92. Geschrieben und vorgelesen wurde auf Platt. Stilistisch steht Erlebtes neben Erfundenem. Reinhard Rakow ist sicher: Keiner wird den Abend schnell vergessen.
Von Karl Paul
Seit 2008 gibt es die Berner Bücherwochen als gemeinnütziges „Fest der Kultur rund ums Wort", das zum Ziel hat, Menschen fürs Lesen und Schreiben zu begeistern, u.a. mittels Schreibwettbewerben, an denen sich praktisch jeder beteiligen kann. Neben einer dank weltweiter Ausschreibung international bestückten Anthologie entsteht dabei seit 2009 alle zwei Jahre auch ein Regionallesebuch als Gemeinschaftsprojekt mit der Ländlichen Erwachsenenbuch (LEB), bisher namentlich mit deren Kreisarbeitsgemeinschaft (KAG) Wesermarsch. Erstmals ist nun für die aktuell achte Auflage der Berner Literaturbiennale der Teilnehmerkreis auf den Landkreis Oldenburg und angrenzende Regionen ausgedehnt und so unter Beteiligung der zuständigen KAGen ein „Lesebuch für die Landkreise Oldenburg und Wesermarsch" entstanden. Zu dem einem Aufsatz des von den Nazis ermordeten Schriftstellers Erich Mühsam (1878-1934) entlehnten Motto „Sei Mensch, hab Herz!" reichten mehr als dreihundert Schreibende Wettbewerbstexte ein; zirka hundert davon schafften es nach Auslese durch eine Jury ins Buch. Herausgekommen ist ein im Geest-Verlag Vechta veröffentlichtes 550-Seiten-Band mit dem Titel „Sei Mensch, hab Herz! -- Regionale Anthologie der Landkreise Oldenburg und Wesermarsch zu den 8. Berner Bücherwochen."
Zur Premiere fanden sich nun im gediegen heimeligen Ambiente der Diele auf Gut Moorbeck an die neunzig Literaturinteressierte ein, darunter zahlreiche der im Buch vertretenen AutorInnen sowie Vertreter der LEB und der Politik. Karin Pieper, Leiterin des Regionalbüros der LEB Weser-Ems Mitte, hob hervor, dass man mit dem Buchprojekt und den begleitenden Schreibwerkstätten erfolgreich Neuland betreten habe. Die Vorsitzenden der KAGen der beteiligten Landkreise, Andrea Naber für Oldenburg und Dieter Kohlmann für die Wesermarsch, lobten unisono Ideenreichtum und Kreativität der AutorInnen, und Helga Bürster, Leiterin der Schreibwerkstätten, zeigte sich stolz und erfreut ob der Qualität der Beiträge. Karin Logemann (MdL/ SPD) vom Vorstand der Oldenburgischen Landschaft, betonte die Bedeutung der Buchprojekte für das Kulturleben der Region. Alfred Büngen schließlich, der Leiter des Geest-Verlages, appellierte an Gäste und Politik, die Rolle des Buchs und der Literatur für Bildung und Demokratie wertzuschätzen.
Moderiert von Reinhard Rakow, dem Initiator und Organisator der Berner Bücherwochen, präsentierten sodann in fünf Leseblöcken jeweils vier bis fünf Buchautorinnen und -autoren ihre eigenen Texte, fallweise auch die von verhinderten Kolleginnen. Schon die Heterogenitär der Akteure überrascht: Da liest Günter Berger, Musikprofessor aus Dötlingen, gefolgt von Alfred Nehring, dem langjährigen Oldenburger Bürgermeister. Ingmar Hammann, Pfarrer zu Berne, gibt der Wardenburger Heilpraktikerin Irma Hibbeler das Mikro in die Hand. Andrea Balnat aus dem fernen Esensham, eine Sozialpädagogin, folgt auf die in Bremen ansässige Christiane Bode, eine gelernte Großhandelskauffrau. Die Herkunftsorte der Vortragenden decken das Gebiet von Schortens in Ostfriesland bis Wildeshausen ab, das Altersspektrum reicht von 29 bis 92. Die „Amtssprache" ist beileibe nicht nur Hochdeutsch. Geschrieben und vorgelesen wird auch Platt, Platt in vielen seiner Facetten: mit Ollnbürger, Wesermärschler, Kneter und Garreler Zungenschlag. Stilistisch steht Erlebtes neben Erfundenem, die philosohie-gewürzte Kindheitserinnerung neben dem historischen Bericht, das Reimgedicht neben der amüsanten Selbstkritik in Prosa. Sechs Minuten hat jede, jeder. Nur sechs Minuten, das reicht gerade für Ausschnitte aus dem selbst verfassten Text, doch sechs Minuten, in denen sich ganze Welten, Dramen, Glückseligkeiten entfalten. Was für eine staunenswerte, funkelnde Vielfalt der Themen dem Zuhörer da begegnet! „Ek kunn nich sloopen", schildert Ingmar Hammann freimütig nächtliche Qualen. Jürgen Quadfasel bereitet einen von Judenhass unterfütterten Justizskandal auf. Andreas Rüssbült hat verstehen gelernt: „Eine Frau ist kein Auto", und Gisela Schmidt erzählt die quietschkomische Geschichte, wie ihre taffe Oma bei „Schmuggelfahrten" DDR-Grenzsoldaten erfolgreich zu foppen verstand. Dreieinhalb -- in Worten: drei und eine halbe -- Stunde vergehen wie im Flug. Und als bei Christian Bormanns Gedichtvortrag alle schon meinen, das sei nun wirklich der Höhepunkt eines ebenso langen wie kurzweiligen Literatur-Abends gewesen, tritt Finja Wilkens aus Ganderkesee mit Ausschnitten ihres Texts „An guten Tagen" ans Mikrofon, eine Hommage auf den geliebten verstorbenen Vater, den im Krankenhaus zu besuchen ihr wegen strenger Coronaregeln nicht vergönnt war. Keiner, der ginge. Keiner, dem nicht der Atem stockte. Keiner, der diesen Abend schnell vergessen könnte.
Sei Mensch,
hab Herz!
Regionale Anthologie der
Landkreise Oldenburg
und Wesermarsch
zu den 8. Berner Bücherwochen
Herausgegeben von
Andrea Naber und
Dieter Kohlmannn
Geest-Verlag 2021
ISBN 978-3-86685-864-0
548 S., 16,- Euro
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