Prominenter Besuch bei dr Buchpremiere des Buches von Esther

"… und du bist raus! -- Das Leben der Esther Schmidt und anderer Jugendlicher im Nationalsozialismus in der Wesermarsch" Roman von Pestalozzischule und Gymnasium Brake
Prominent besetzte Buchpremiere am 17.11., 10:00


Großer Bahnhof in der Schule: Am Dienstag, 17.11., 10:00, erwartet die Pestalozzischule prominente Besucher wie den Geschäftsführer der Oldenburgischen Landschaft, Dr. Michael Brandt, den Rabbiner der Jüdischen Gemeinde Oldenburg, Tobias Jona Simon, Björn Thümler, MdL, Landrat Thomas Brückmann und Brakes Bürgermeister Michael Kurz mit Grußworten, dazu über einhundert Schüler, etliche Lehrer aus der eigenen Schule und aus dem benachbarten Gymnasium sowie zahlreiche interessierte Gäste von außerhalb.

Deren geballte Aufmerksamkeit gilt der Premiere eines außergewöhnlichen Buches. "… und du bist raus! -- Das Leben der Esther Schmidt und anderer Jugendlicher im Nationalsozialismus in der Wesermarsch" heißt es, und derUntertitel verrät: "Ein Romanprojekt von Schülern der Pestalozzischule und des Gymnasiums Brake". Es ist (nach "Das ist unser Haus!", 2014) das zweite Mal, dass Schüler beider Schulen -- Förderschule und Gymnasium--  gemeinsam einen Roman verfasst haben. Allein das war der für die Inklusion zuständigen  Ministerin Cornelia Rundt vom Niedersächsischen Ministerium für Soziales ein Vorwort wert. Dass auch Tobias Jona Simon, Rabbiner der Jüdischen Gemeinde Oldenburg, ein Vorwort verfasste, hängt mit dem Inhalt des Buchs zusammen, dreht sich die Handlung doch zentral um das Schicksal des jüdischen Mädchens Esther Schmidt. Ausgrenzung und Entrechtung führen sie zu Beginn des Buches nahe an die Vernichtung. Nur das beherzte gemeinsame Handeln einiger weniger Mitschüler rettet sie am Ende vor der Ermordung in einem der Vernichtungslager.

Eingebettet ist Esthers Schicksal in das alltägliche Erleben fiktiver Jugendlicher aus Brake und der Wesermarsch. Anhand der von ihnen im Schreibprojekt übernommenen Romanfiguren haben die Schülerautoren exemplarische Situationen der Nazi-Zeit  literarisch nachvollzogen: Eines Tages klebt auf der Parkbank an der Kaje ein Zettel "Nicht für Juden!". Oder: Die Freundin wird der Schule verwiesen, weil sie Jüdin ist. Oder: Ein Mitschüler wird kurzfristig eingezogen an die Front. Auch das Los der sogenannten "Hilfsschüler", die damals sterilisiert oder weggeschlossen wurden, wird thematisiert. Vor einem Hintergrund dicht gewobener historischer und lokaler Details -- Stichwort: wie vertrieben sich MJugendliche in Brake damals ihre Zeit? -- entwickelt sich im Miteinander der insgesamt fünfzehn Romanfiguren ein spannender Plot, der bis in die Nachkriegszeit reicht.

Alfred Büngen, der Leiter des Geest-Verlags, in dem das Buch erscheint, hat das gemeinsame Schreibprojekt der beiden Schulen
zusammen mit den Lehrkräften Meike Heibült, Elke Akkermann (Gymnasium Brake) und Andreas Oeltjen (Pestalozzischule) geleitet. Er resümmiert: "Die Schüler haben durch die Arbeit an dem Roman erlebt, wie Mechanismen nationalsozialistischen Unrechts und Terrors funktionieren -- und wie sie vielleicht auch künftig wieder funktionieren könnten. So ist ihnen deutlich geworden,  dass nur ein solidarisches Handeln, Lernen und Leben von Gymnasiasten und Förderschülern die nationalsozialistische Vernichtung von Zehntausenden ausgegrenzter Jugendlicher hätte verhindern können." Reinhard Rakow, der Organisator der Fünften Berner Bücherwochen, in die das Projekt eingebunden ist, zeigt sich beeindruckt von der Intensität und Sensibilität, mit der die Schüler sich in "ihre" jeweiligen Figuren hineingedacht und -gefühlt haben: "Empathie und Mitgefühl jedes einzelnen sind der Schlüssel dafür, Unmenschlichkeit zu verhindern". Eine  Besonderheit des Projekts liegt darin, dass die Schüler sich ihre Kenntnisse über das System der Nationalsozialisten  im wesentlichen über ihre Schreibprojekt-Arbeit an konkreten Individuen selbst erarbeitet haben. "Ein solches konkretes und "tätiges Erinnern" ist viel eindrücklicher und nachhaltiger als alle Faktenhuberei mit auswendig gelernten Zahlen", zeigen Büngen und Rakow sich überzeugt.

Zum "tätigen" Erinnern gehört auch, dass die beteiligten Schülerinnen und Schüler bei der Premiere ihren Roman unter der Ägide von Alfred Büngen in der Form einer szenischen Lesung präsentieren. Außerdem, verrät Büngen, ist eine Hörspielfassung des Romans in Vorbereitung. Noch in diesem Jahr soll das fertige Hörspiel gesendet werden, zum Beispiel bei Radio Weser TV (Nordenham), das auch die Premiere aufzeichnen wird.