Reinhard Rakow - Krieg - Drei Sonette zur Zeit

Krieg
Drei Sonette zur Zeit (August 2014)

1.
Sie predigen Verantwortung und meinen
Kriege zu führen, mehre Volkes Geld
Und wenn sie fordern, Macht global zu teilen
Heißt das: Wir töten sonstwo auf der Welt!

Sie schwafeln vom Kriegshandwerk wie von Fußball
Beiläufig, weltgewandt, als einem Spiel
Voll Spannung, unterhaltsam, und im Siegfall
dank kluger Technik lohn´ ein edles Ziel

Sie achten nicht der Toten und Verletzten
Blut, Schmerz und Menschenleid lassen sie kalt
Was zählt, ist die Rendite, ist der Sieg

So reden sie den Fall herbei, dem Letzten
Noch Scheu und Skrupel nehmend vor Gewalt
Was sie bezwecken, ist unser Ja zum Krieg.

2.
Wir aber sind nicht durch Kriege gegangen
Und nicht über Grenzen geflohn. Zu leben
Im Frieden zufällig, vorläufig, das Beben
Der Bomben nicht selbst zu kennen, befangen

In tumber Kommodheit, ist uns unverdient
Da ringsum Giftflammen lodern, da Schlächter
Von der Leine gelassen, da Wächter
Die Waffen entsichert, der Boden vermint

Auf Kleinkinder wartet, sie zu verstümmeln
Während andre auf Konferenzen sich tümmeln
Ungerührt, abgebrüht, von uns gewählt.

Das aber ist uns zuzurechnen, das zählt:
Dass keiner von denen sich unsere Stimme zubieg´
Jagt sie aus dem Amte, sagt Nein zum Krieg!

3.
Jetzt bomben sie wieder chirurgisch genau
Sie produzieren Kollateralschäden
Sie sind voll im Recht (ob Grün oder Blau)
Selbst im Bewusstsein der Dünne der Fäden

An denen drohend schwebt über ihnen
Das Wissen, dass Krieg Probleme nicht löse
Die Ahnung, dass Menschen ihn nicht verdienen
Die Furcht, bestraft zu werden fürs Böse

Das sie anderen antaten. Und doch
Bomben sie weiter, vom Chefsessel aus
Den Button geklickt mit der Maus. Und doch

Töten sie weiter, und klinisch steril
Bewegt sie allein die Frage: Wie viel?
Und treiben sich damit, uns alle, ins Aus.

 

 

Reinhard Rakow

geb. 1952 in Gelnhausen, lebt und arbeitet in Berne/ Wesermarsch als  Maler und Autor. Autor (Romane, Novelle, Gedichte), Herausgeber (Anthologien der Berner Bücherwochen u.a.), Veröffentlichungen in Literaturzeitschriften und Anthologien, Feuilletonbeiträge zu Musik, Kunst, Literatur und Theater.

Besuchen Sie unbedingt seine täglich aktualisierte Webseite http://www.reinhardrakow.de