Traurige Nachricht zur Weihnacht - Unsere Autorin Irmgard Galler ist verstorben

 Freudiges Danken

Gottes Geist erfrischt mein Denken,
reich an Schönheit, Traumgeschenken.
Melodisch schwingen Jubelreigen,
wundersames Lauschen, Schweigen. –
Ich weiß getreu den Herrn zu preisen
mit lyrisch dankerfüllten Weisen.


Wer sie je bei einer Lesung erlebt hat, wird die Vechtaer Autorin Irmgard Galler stets in Erinnerung behalten. Jeder Teil ihres Körpers zelebrierte bei einer Lesung iede Silbe ihrer Gedichte mit. Noch mit 90 Jahren begeisterte se noch mehr als 100 Autoren auf dem Literarischen Sommerfest des Geest-Verlages, in dem sie in den letzten Jahren ihres Lebens zahlreiche Gedichtbände veröffentlichte. Nun verstarb die Autorin hochbetagt am 16. Dezember 2022.

Irmgard Galler, geboren 1926 in Vechta, dann viele Jahre in Mülheim an der Ruhr le­bend, seit 2000 wieder in Vechta, lebte in den letzten Jahren im Seniorenzentrum pro vita in Vechta. Sie kam schon früh mit der Lyrik in Kontakt, war ihr Großonkel doch Peter Hille, einer der wichtigsten Dichter des ausgehenden 19. Jahrhunderts, dem engen Freund von Else Lasker-Schüler. Ihn fühlte sie sich bis zuletzt gerade in den Naturgedichten eng verbunden. Früh lehrten ihre Eltern sie zudem, die Schönheit von Sprache und Natur zu schätzen.
Mehrere Einzelveröffentlichungen, 1988 erhielt sie den Preis für lyrische Dicht­kunst der Universität Lutèce in Paris.

Auch wenn ihr literarisch viel Anerkennung zuteil wurde, so erfuhr sie wenig Reaktionen auf ihre Literatur in Vechta. Einige wenige Lesungen in den letzten Jahren, viele Gespräche mit den Arists in Residence in Vechta in den letzten Jahren, die allesamt schwärmnten von der Begegnung mit der alten und doch so jungen Autorin.  Diese geringe Reaktion auf ihre Gedichte sind unverständlich und auch traurig, schrieb sie doch wunderbare Gedichte über Natur und Orte in Vechta, zum Beispiel  über die Klosterkirche (siehe auch das Gedicht am Ende der Pressemitteilung über den Sprengebiel).

Irmgard Gallers Gedichte sind geprägt von ihrer Liebe zur Sprach­melodie. Thematisch stehen die Auseinandersetzung mit der Natur und religiöse Betrachtungen im Mittelpunkt. Vechta, Natur und der Glaube, fst kein Gedicht ohne diese Auseinandersetzung.

Nachfolgend einige Sätze aus der Einleiitung von Verlagsleiter Alfred Büngen zu ihrem 2014 erscheienem Band 'Knospende Verheißung'

Irmgard Galler geb. Lübbe, ist gebürtige Vechtaerin. 1926 geboren, verlebte sie mit ihren Geschwistern, sie waren zu viert, eine unbeschwerte Kindheit und Jugend. „Meine Eltern waren herzensgut“, erzählt sie im Gespräch. „Sie schenkten uns Liebe und Geborgenheit.“
Ihre Mutter war es auch, die die literarischen Empfindungen in ihr weckte. Sie erzählte den Kindern von ihrem berühmten Onkel, Peter Hille (1854 – 1904), dem viel zu jung an Tuberkulose gestorbenen Schriftsteller, der in seinen letzten Lebensjahren eng mit Else Lasker-Schüler befreundet, eine wichtige Rolle in der naturalistischen Bewegung, später in der Neuen Gemeinschaft der Gebrüder Hart spielte. Die Eltern weckten zudem in den Kindern den Sinn für die Schönheit der Natur und förderten ein rasch reifendes Empfin¬den für Melodie und Wohlklang der Sprache.
1963 kam sie durch Heirat nach Mülheim an der Ruhr, „in die schönste der Ruhrgebietsstädte“, wie sie noch heute sagt. Von 1985 bis zur Auflösung 1993 war sie Mitglied der Autorengruppe Mülheim. 37 Jahre verbrachte sie im Ruhrgebiet, aber Wurzeln hat sie dort keine geschlagen.
Ihr Herz hing immer an Vechta, wohin sie im Jahr 2000 wieder zog. Zwei Jahre später verstarb ihr Mann.
Sie ist glücklich, heute wieder in ihrer Heimat zu sein, wohnt im Herzen der Stadt und freut sich jeden Tag, wenn sie die altvertrauten Glocken der Probsteikirche St. Georg hört.
„Schon als Kind“, so erzählt sie, „schrieb ich meine Erlebnisse in Versform.“ Und das Gedicht bleibt ihr lebenslanger Begleiter. Als Erwachsene verfasste sie stets Lyrik, die von der Melodie und einer sprachlichen Ästhetik gekennzeichnet ist. Ihre Themen: Natur, Besinnliches, Gebete, gläubige Betrachtungen und sakrale Lyrik.

Irmgad Galler
Sagenumwoben

Sprengepiel geistert in Vechta umher,
ruhelos wütet er mit Begehr.
Bekannt ist er als grober Gesell,
verwandelt zum Hund mit Zottelfell.
Er springt in grausam schaurigem Frust
mit fletschenden Zähnen und Angriffslust,
hinter ihm rasseln Eisenketten.
Wer kann sich vor dem Untier retten?
Mit glühenden Augen geheimnisvoll
zürnt er in nie erlöschendem Groll.
In Bronze künstlerisch kühn gestaltet
kampfbereit er stets in Wildheit waltet.