Volles Haus bei der gestrigen Lesung mit Marie-Luise Knopp im Gerhart-Hauptmann-Haus in Düsseldorf
Mehr als 80 Besucher füllten gestern den großen Vortragssaal des Gerhart-Hauptmann-Hauses bis auf den letzten Platz zur Lesung mit Marie-Luise Knopp aus ihrem Buch 'Eingesperrte Gefühle. Burg Hoheneck und ein leben danach'. Die Stiftung Gerhart-Hauptmann-Haus hatte dazu eingeladen. Die Autorin las zusammen mit Verlagsleiter Alfred Büngen mit musikalischer Begleitung Ausschnitte aus ihrem Buch.
In den 1970er-Jahren inhaftierte die DDR wegen geplanter Republikflucht viele Frauen in dem berüchtigten Frauengefängnis Hoheneck. Hier herrschten verheerende Zustände: überbelegte Zellen, drakonische Strafen und Akkordarbeit in den gefängniseigenen Produktionsstätten. Politische Gefangene wurden zusammen mit kriminellen Frauen eingesperrt und von diesen bespitzelt und schikaniert. Besonders schlimm traf es die Mütter: ihre Kinder kamen in Heime, manche wurden zur Zwangsadoption freigegeben. Marie-Luise Knopp, die 1973 wegen geplanter Republikflucht für ein Jahr in Hoheneck einsaß, hat im vergangenen Jahr das Buch »Eingesperrte Gefühle bahnen sich ihren Weg« geschrieben. Sie schildert darin eindrücklich ihr Schicksal als gefangene Frau und Mutter. Unter dem Trauma der gewaltsamen Trennung von ihrem damals siebenjährigen Sohn und den Schikanen der Gefängniszeit leidet sie bis heute. An diesem Abend liest Marie-Luise Knopp Auszüge aus ihrem Buch und berichtet von ihren persönlichen Erlebnissen.
Marie-Luise Knopp wurde 1942 in einem kleinen Ort der ehemaligen DDR geboren, sie studierte Deutsch und Geschichte und arbeitete zehn Jahre als Lehrerin in Leipzig. 1974 wurde sie freigekauft und reiste in die Bundesrepublik aus. Dort arbeitete sie 30 Jahre als Lehrerin an einer Förderschule.
Mehr über die Veranstaltung in den kommenden Tagen.