Manuela Wingenfeld - Zeitrechnung (Gedicht des Tages)

Zeitrechnung

Wenn wir sterben
Steht unter dem Strich
Die Summe unserer Zärtlichkeiten
Die Summe unserer Liebesworte
Die Summe unserer Lacher.
Diese Zahlen existieren,
auch wenn niemand zählt.
Die bestimmte Anzahl Schrecksekunden,
die Ziffer für Enttäuschungen,
die Anzahl Tränen
als Summen in das Herz geschrieben,
beeinflussen
seinen letzten Schlag.
Und all die nichtgesagten Worte,
für die keine Zeit mehr bleibt.
Zeit und Seele fassen einander an
und machen sich
davon,
ob wir es wollen

Wolfgang-Weyrauch-Förderpreise, Leonce-und-Lena-Preis

 

Bewerber dürfen nicht älter als 35 Jahre sein.

15.09.20

Ausschreibungen: 

Du schreibst: Literaturwerkstatt der Literaturwerkstatt für Kinder und Jugendliche

edes Jahr findet von der Literaturwerkstatt Graz ein europaweiter Wettbewerb für alle deutschsprachigen Kinder und Jugendliche statt. Heuer steht dieser unter dem Thema „Tu was“ – die Geschichten/Gedichte/Theaterstücke, die die Kinder einsenden, können aber auch andere Themen beinhalten. Gerade in einem Sommer, den man eher zuhause verbringt, findet man Inspiration und wir möchten genau diese Kinder und Jugendliche erreichen.

 

Auschreibung oben auch als pdf.

15.10.20

Ausschreibungen: 

Eda Muslubas - Inmitten der Unendlichkeit (Jugendliche melden sich zu Wort)

nmitten der Unendlichkeit

In dunkleres Blau verblassend
Steht der Himmel über uns
Immer dunkler werdend
Und ich frage mich: Siehst du, was ich sehe?
Leuchtende Stadtlichter, Konstellationen kreisen
Ich frage: Siehst du, was ich sehe?
Es tanzt durch meine Knochen
Es rast durch meine Adern
Mit jedem Puls: Spürst du, was ich fühle?
Spürst du dieses Herzrasen?
Und spürst du unser Nichtsein?

Wie schön, durchsehen zu können
Durch das Fenster unserer Welt
Ein Blick in die Unendlichkeit

Irmgard Münnich - Ein Blatt (Gedicht des Tages)

Ein Blatt

 

 

Ein Blatt, das herbstens sich gelöst vom Baum,

halb taumelnd noch, halb sonnentrunken schwebend,

sich senkend und – vom Wind getragen – hebend

und über mir dahinflog durch den Raum.

 

Ein Blatt, das mir zu Füßen niedersank

in seinem satten Gelb und Rot und Braun,

begegnet ist mir‘s wie ein Freund am Gartenzaun,

wo ich der letzten Astern stilles Blühen trank.

 

Ein Blatt. Es bleibt ihm noch ein Weilchen bis zum Tod.

Buch: 

Seiten