9.00 Uhr Aufgestanden, zwei Stunden zu spät. Verdammt, meine Mutter macht mir die Hölle heiß!
10.00 Uhr Auf dem Weg zur Schule. Festgestellt, dass die Spanisch-Hausaufgaben fehlen. Begründung: Ich kann kein Spanisch. Ich konnte es noch nie. Werde es nie können. Lösung: Keine. Folge: An-schiss, Einreden eines schlechten Gewissens sei-tens der Lehrerin.
Okay ... den Zahnarzt anrufen. Termin geben lassen. Auflegen. Müsste doch gehen. Oder? Begrüßen, Anliegen erklären, Danke sagen, verabschie-den. Gar nicht so viel.
Moment ... deutlich sprechen und langsam. Nachher denken die noch, ich sei verrückt. Und höflich sein! Ja ... die Nummer, wo ist die Nummer? Warte ... was wollte ich nochmal wissen? Termin! Ja, einen Termin wollte ich haben ...
Durch die Mauer zieht ein Riss. Ein Kreis, langsam stapeln sich Dreiecke und die Welt wird schwer. Nicht genug sind die stummen Lippen, aber zu viel die ganzen Worte, die gesagt werden könnten. Mittlerweile greifen doch bloß Blätter und kein Stacheldraht in die Füße, die sich auf dem Weg verlieren. Der Herbst will seine Farben gelesen sehen, aber vielleicht sollte er es hier lassen, eine Welt könnte sonst vergessen, wie Feuer schmeckt.
Das Ministerium für Kultur und Wissenschaft vergibt Arbeitsstipendien für Autorinnen und Autoren. Die Stipendien dienen dazu, ohne wirtschaftlich-materiellen Zwang bereits begonnene literarische Werke zu beenden. Zudem sollen sie weitere Planungen anregen.
Ausgewählt werden pro Jahr bis zu acht Autorinnen und Autoren, die ihren Wohnsitz seit mindestens zwei Jahren in Nordrhein-Westfalen haben. Nach Erhalt eines Stipendiums ist eine erneute Bewerbung erst nach drei Jahren möglich.
Heinrich Rahn, 1943 in der Ukraine in einer deutschen Familie geboren. Nach dem Krieg nach Nordsibirien deportiert, dann nach Kasachstan. Seit 1990 in Deutschland. Bis 2001 als Bauingenieur gearbeitet, jetzt im Ruhestand, lebt in Wiesbaden.