Julia van Hove - Unsere Grenzen (Jugendliche melden sich zu Wort)
Hördatei:
Unsere Grenzen
Jeder von uns setzt sich Grenzen, sowohl körper-lich wie auch seelisch.
Viele benutzen ihre Grenzen als Ausrede, dass es für sie ab sofort nicht weitergeht, also ein Punkt erreicht ist, den man nicht überschreiten kann.
Andere gehen nicht mal bis an ihre Grenzen.
Doch jede Grenze ist auch überwindbar. Wo ein Wille ist, da ist auch ein Weg.
Grenzen kommen einem vor wie eine Kluft, an der es keinen Weg darüber noch herum gibt. Aber so-bald man die Augen schließt und einen Schritt weitergeht, merkt man, dass man doch mehr kann.
Man ist stolz, glücklich und hat mehr Selbstver-trauen. Zu Recht, denn es gibt nicht viele, die sich trauen, Grenzen zu überwinden.
Es gibt hauptsächlich nur einen Grund dafür, wa-rum Grenzen überwunden werden.
Der Wille.
Um genau zu sein, der Überlebenswille.
Das ist auch der einzige Grund, weshalb Men-schen aus ihrer Heimat flüchten.
Dabei überwinden sie physische, psychische und geografische Grenzen. Sie wachsen über sich hin-aus und ihnen gelingen Dinge, an die sie und alle anderen nie geglaubt haben, und sie sind er-staunt.
Natürlich wollen sie auch ihr Glück finden, aber das ist nur ein Nebeneffekt.
Eigentlich wollen sie leben.
Überleben.
Was sind deine? Wann und warum würdest du sie überwinden?
Kinder testen regelmäßig ihre Grenzen aus, um sie kennenzulernen und herauszufordern.
Je älter sie werden, desto mehr verfliegt dieser Drang, bis wir irgendwann nur noch in unserer sicheren, mit Wattebäuschen umhüllten Welt le-ben, in der wir ja nichts waren, denn es könnte ja spannend sein und etwas passieren!
Solange unsere Sicherheit nicht gefährdet ist, denken wir nicht einmal darüber nach, in die Nähe unserer Grenzen zu kommen und unsere Komfort-zone zu verlassen.
Das Schlimmste ist, wenn man nicht einmal Ver-ständnis für Menschen hat, die Grenzen über-schreiten MUSSTEN und gar keine andere Wahl hatten.
Wenn wir unsere Sicherheit und unseren Komfort genießen, sollten wir andere, die dies nicht haben, respektieren und ihnen helfen, wieder Stabilität und Sicherheit zu bekommen, damit sie neue Grenzen erschaffen und setzen können.
Denn man weiß nie, wann man selbst gezwungen ist, Grenzen zu überschreiten, und auf Hilfe an-gewiesen ist.
Grenzen sind zwar das Ende von Bequemlichkeit und Sicherheit, aber sie sind kein Ende des Mögli-chen.
Julia van Hove (15 Jahre)