Dieter Krenz: Das Kind, der Heiner und die Wünsche
Auch den Heiner, der damals die Geschichte vom beinahe abgestürzten Drachenflieger erzählt hatte, besuchte das Kind.
Was ist dein größter Wunsch?, fragte es.
Heiner antwortete kurz und knapp: Wünsche sind doof!
Das Kind war entsetzt: Warum nur?
Sie werden eh nicht erfüllt, entgegnete der Junge trotzig.
Das musst du mir genau erzählen!, bat das Kind.
Ich hab zwei große Wünsche gehabt. Alle beide sind nicht erfüllt worden. Für meinen Geburtstag hab ich mir ein Pferd gewünscht. Und was hab ich bekommen? - Einen Pudel! Gut, mein Maxi ist ein prima Hund. Aber auf einem Pferd zu sitzen, ist schon was anderes.
Das Kind wollte eine Zwischenfrage stellen, doch der Heiner machte gleich weiter: Und dann hab ich mir zu Weihnachten eine Modelleisenbahn, eine komplette Anlage für unseren Keller gewünscht. Und bekommen hab ich eine neue Lok, drei Waggons und ein paar Meter Schienen. Dabei ist im Kellerraum viel Platz für eine super Anlage.
Jetzt gelang des dem Kind etwas zu sagen: Na ja, die zwei Wünsche kosten eine Menge Geld. Vielleicht verdienen deine Eltern nicht genug um dir so teure Sachen zu kaufen. Dein Maxi ist doch ein toller Hund. Und die Modelleisenbahn kannst du ja nach und nach vergrößern.
In der Zeit bekomme ich einen langen Bart und werde steinalt, murrte der Heiner.
Das Kind dachte nach; dann meinte es: Probier doch mal - dir was Kleines zu wünschen. Zum Beispiel dein Lieblingsessen.
Das ist doch kein Wunsch!, widersprach der Heiner.
Das meinst du. Das muss man erstmal können - und sich darüber freuen, ist noch viel schwerer, sagte das Kind bestimmt.
Heiner schien verunsichert: Ich kann es mal probieren.
Du wirst schon sehen. Das hat noch immer geklappt, sprach das Kind.