Der Unsinn von Sitzungen

Kein Unterleib, keine Zähne, kein Fleisch
Nur Kopf und Schultern, verkleidete Brüste
Über den Tischen, züchtig
Die Hände geschäftsmäßig
Die Füße eingezwängt und vergessen in engen Schuhen auf Plastikteppich
Die Ohren, die immer mehr vom Gleichen hören
Die Münder, die fünf Sätze brauchen für einen
Die groteske Zeitverschwendung
Die Augen, die lahm werden von sterilen Bildschirmpräsentationen
Die Gesichter, die fahl werden im künstlichen Licht, eingesperrt in Höflichkeit
Die Seelen, die unsichtbar schmerzen vor grausamster Langeweile, heftig und feig
Und Kaffee in weißen Tassen
Und Kekse in weißen Untertassen
Und Teewasser in weißen Thermoskannen
Und Teebeutel (Kamille, Pfefferminz, Schwarz)
Es gibt Zeitmanagement
Kooperationsmanagement
Personalmanagement
Ehrenamtsmanagement
Bildungsmanagement
Kulturmanagement
Religionsmanagement
Und verfluchtes Ideenmanagement, auf dass jede Idee gekillt werde
Es gibt sogar Verwaltungsmanagement: die Redundanz als Studiengang
Hauptsache matschig professionell
Hauptsache leer
Es gibt Laptops und Papiere
Es gibt Merchandising, das man MERCH nennt
Und Flyer, die man Flyer nennt
Und To-do-Listen, die niemanden vom Hocker reißen
Und Notizen, die niemanden interessieren
Und Protokolle, die niemand liest: die Vervielfachung der Vergeblichkeit
Dazu Mobiltelefone, die brummen
Schüchterne, die verstummen
Und Termine, Termine, Termine
Voller Unsinnlichkeit

Man müsste aufstehen und