Reinhard Rakow - Hauptfriedhof
(8. Hauptfriedhof)
Nämlich, als vor einiger Zeit, uns dünkt sie nicht lange,
Abwärts sanken sie all, welche vom Tode gefällt,
Als ihr Leben verloren so früh die freundlichen Menschen,
Und das Trauern mit Recht über der Erde begann,
Als bestattet zuletzt die sterbliche Hülle, würdig
Tröstend, Seit an Seit im abgesteckten Geviert,
Unterteilt in Gewanne, dass Platz blieb Gruftenhallen
Mausoleen, Prachtdenkmalen, Rotsandsteinarkaden,
Denen die lebten, zum Ehren gereichend, Dank und Stolz,
Da trotz Freude, trotz Fleiß, wurd´ auch das Größre zu klein
Für die Vielzahl der Leichen und noch immer fehlten Grabplätze
Der Zweimillionenstadt der Toten zum End.
Brot und Spiele hieß ihr Begehr zu ihren Lebzeiten,
Und klug schenkte Gott der Totenstadt die Farbe Grün.
Drum gedenke beim Gang unter Bäumen des Himmlischen,
Der da gewesen, wohl ordnend zu richtiger Zeit,
Darum entzünde dein Herz am wunden Angesicht Hiobs
Wie er Grünspan ansetzt und das Moos des Gräberfelds.
Das Mahnmal „Hiob“, eine Bronzeskulptur von Gerhard Marcks (18.02.1889-13.11.1981), befindet sich auf dem Gräberfeld für die Opfer des Nationalsozialimus im Gewann 1 des Frankfurter Hauptfriedhofs.
Aus dem Zyklus "Brot und Spiele", auf „Brod und Wein“ (1870) von Friedrich Hölderlin (* 20.03.1770, † 07.06.1843)