reinhard rakow - november-etuden
die hohen wangenknochen
das fein gefrorene lächeln der blutleeren lippen
das sanft faulende blau der geschlossenen lider
das edle antlitz der schönen alabasterleiche
november-etuden
1. isolation
wandern in watte
der große tupfer
hat alles verschluckt
licht und kontur
jeden laut jedes
wort das gesagt
klebt im kreis
prallt gegen die
weiße gummiwand der
einsame schädel es
klatscht es schreit
auch ein weg
mal wieder die
eigene stimme zu
hören
wenigstens
2. wegschluss
in meinem weißen zimmer
mit dem haltegalgen
über der pritsche
ist die
nachtschicht verschoben advent
sagst du advent bin ich wieder
wieder verlängert
3. poesie
nicht einmal minus
grade nachts sechs
über null also üppig
einerseits
ein weißer plastiksack
mit reißverschluss
in der unterführung
andererseits
die hohen wangenknochen
das fein gefrorene lächeln der blutleeren lippen
das sanft faulende blau der geschlossenen lider
das edle antlitz der schönen alabasterleiche