Vanessa Brinkmeier - Zeitperioden
Vanessa Brinkmeier
Zeitperioden
Der Schatten bewegt sich
wie eine Uhr vorwärts
Man glaubt fast
ein leises Ticken zu hören
Und jeder einzelne Ast
findet sein Abbild auf diesem Grün
des Mooses
das den warmen Waldboden
umarmt.
Es ist die Sonne
die das Fortschreiten der Uhr
nahezu provoziert
Stichelt wie ein
guter Freund, dem man vertrauen kann
Und der nur einen warmen Kuss
auf die Erde schickt
während ein stiller Beobachter
sich dabei die Kopfhaut
fast verbrennen möge.
Als der ruhige Gast
sich ganz sicher und einsam fühlt
wischt ein rostroter Pinsel
über die schwarze Rinde
einer nahe stehenden Kiefer
und streckt den zarten Kopf
in die Richtung des Fremden.
Die weiße Zuckerwatte
schiebt sich vor die Uhr
Und der Schatten erlischt
wie eine Kerze
durch den Stoß eines Windes
Flackert noch hilflos
und muss am Ende
doch darauf hoffen
wieder angezündet zu werden.
Aber die Zeit
blüht auch ohne Schatten,
ein gleichmäßiges Ticken
kaum hörbar –
denn die Vögel sind so laut
dass das Leben sich anhört
wie ein vollumfängliches
Konzert.