Reinhold Leis

Die Lüge und der Esel

Die Lüge ritt auf einem Esel
durchs 'weite Land in schnellem Trab.
0 Gott, wie fies klang ihr Genäsel,
das schamlos sie zum besten gab.

Der Esel lief und lief zwar munter,
doch eines Tags sprach er: „Genug!"
und schüttelte von sich herunter
die Lüge, die auf sich er trug.

Nun lag sie kurzbeinig im Staube
und all ihr Stolz war plötzlich weg.
Da war es aus mit ihr, ich glaube,

 Herbert Henke

Das Blatt

Von hohen Ahornwipfeln oben

fiel wie ein Stückchen Sonnenschein,

von lichten Farben ganz durchwoben,

ein Blatt auf kalten Pflasterstein.

Ich weiß: nur Täuschung ist der Glanz,

es war des Blattes letztes Schweben.

Doch selbst in seinem Todestanz

sind Lebensfarben ihm gegeben!

Bekehrung eines Skeptikers

Er war allein, enttäuscht vom Leben
und traute nichts und niemand mehr.
Wo andere dem Glück nachstreben
und Idealen, war er leer.

Im Drogeriemarkt, Kasse sieben,
fiel sie zum ersten Mal ihm auf.
Sie schien das Leben selbst zu lieben
trotz Schichtarbeit und Spätverkauf.

Und beim Kassieren wie beim Scannen
war herzlich sie zu jedermann.
Entbehrung ließ sie nicht erkennen
und steckte ihn mit Lachen an.

Am Anfang war mir alles fremd

Ich komme aus Kenia und wurde dort auch gebo-ren. Mein Name ist Saidi Idamis, und ich bin sech-zehn Jahre alt. Ich lebe schon seit sechs Jahren im Ruhrgebiet, und das gefällt mir, weil es so viele Menschen in den Städten gibt. Mein Hobby ist das Boxen. Ich bin in einem Boxverein und habe auch schon viele Kämpfe hinter mir. Ich liebe Essen, weil es eine gute Stadt ist. Ich habe hier viele Freunde und bin auch stolz darauf.