Spuren

Spuren,
nach Bethlehem,
eingedrückt in den Sand,
in den Schnee.

Zweitausend Jahre,
vergangen, verweht,
Spuren im Sand,
im Schnee
heute
nach Bethlehem.

Unterm Neonlicht der Städte,
der Geschäftswochen,
Spuren, heute,
im Sand, im Schnee
nach Bethlehem.

Verdeckt
zweitausend Jahre
vom Sand, vom Schnee
die Spuren,
dennoch dauert
das Wort.

Jede Nacht

Es ist wie jede Nacht. Schwarz anziehen, Rucksack voll stopfen und Maske auf. Raus an die frische Luft, verpestet durch die Fabriken und die Abgase der Autos.
Wie jede Nacht komme ich vorbei an Baustellen, halb fertig und vergessen. Ich muss aufpassen. Schnell in die Hausgasse,. Da kommt ein Auto. Die Straßenlaternen versauen die Dunkelheit. Wie jede Nacht. Manchmal wünsche ich mir, ich würde in irgendeinem „Alte-Leuute-Kaff“ wohnen, aber die Aufregung, erwischt zu werden, wäre verloren.

Vorweihnacht

Vierundzwanzig Mal der Aufgang der Sonne
im Dezember bis aus verschlossenem Tor
ein helleres Licht
Nächte und Tage zählen die Kinder

Der Himmel ist ihnen nah
über Bethlehem tut er sich auf

Sich bescheiden heute
die Nacht unser Teil
dass ein Schein sie erhellt
Weihnachten wieder
die Botschaft geschieht

Mein Engel spricht:

Habe ich dir
Einen tiefblauen See
Versprochen?
Meine Fittiche
Wie Silberkraniche
Schweben sie
Über dir

Ein tiefblauer See
Ruhe
Kein Krieg
Kein Neid
Keine Gier

Bist du Mensch
Höre auf zu träumen
Bist du Blume
Verwelke und blühe
Aufs Neue

Hänschen klein

Der Junge saß vormittags
allein am Wegesrand,
dort wo die Stadt zu Ende ist.
Niemand wusste, wer er war.  
Er schaute umher, so als
ob er auf jemanden wartete.
Aber alle Leute,
die sich auf der Straße aufhielten,
kannten ihn nicht,
gingen an ihm vorüber.